Senegal - Nothilfe ist keine Lösung, aber in gewissen Situationen ist es nötig einzugreifen, um das Schlimmste zu verhindern.
„Wir können das Saatgut genauso gut jetzt essen. In drei Monaten wird es keine Ernte geben, da wir dann alle verhungert sind.“ Diese frostige Aussage kommt aus der Gemeinde Boulèle. Unser dortiges Koordinationsteam hat mit Schrecken festgestellt, dass die Familien nur noch zwei Mahlzeiten pro Tag zu sich nehmen und dass das Saatgut für Hirse und Mais bereits von einem Viertel der Familien angebraucht wurde.
Da die Landbevölkerung in Senegal in einer Subsistenzwirtschaft lebt, hat schon die kleinste Krise dramatische Auswirkungen. Covid hat sicherlich bis jetzt noch keine gravierenden gesundheitlichen Auswirkungen gehabt, aber die vom Staat getroffenen Massnahmen, um die Verbreitung des Virus einzuschränken, hatten verheerende wirtschaftliche Konsequenzen. Besonders das Verbot der interregionalen Mobilität machte den Verkauf der Ernten unmöglich. Angesichts fehlender Käufer ist ein grosser Teil der Ernte verdorben. Eine Möglichkeit diese zu lagern gab es nicht. Die Bauern wurden um ihr Einkommen gebracht.
Angesichts der Dringlichkeit der Situation haben wir uns entschieden zu ungewohnten Mitteln zu greifen, um die Auswirkungen auf die Einwohner von Torodo und Touba Tawfekh zu mildern.
Unser lokales Team hat Essensportionen verteilt, damit die Bevölkerung sich während einem Monat satt essen konnte ohne das Saatgut anzubrauchen. Insgesamt 2131 Personen haben davon profitiert. Eine minutiöse Vorbereitung und Transparenz bei der Abwicklung haben geholfen Neid und Frustrationen zu vermeiden. Die Aussage des Bürgermeisters der Gemeinde ist bezeichnend: „Es ist das erste Mal in meiner langen politischen Karriere, dass eine Partnerorganisation so strikte Prinzipien anwendet bezüglich Gleichbehandlung, Solidarität und Transparenz. Diese Verteilung von Reis ist die einzige, bei der es keine Beanstandungen seitens der Begünstigten gegeben hat.“
Anstatt auf Nahrungssuche zu gehen, konnten sich die Erwachsenen wieder um die Bewirtschaftung der Felder kümmern. Diese ist notwendig um die Ernährungssicherheit langfristig zu sichern. Ein Einwohner erläutert: „Eure Aktion hat uns gerettet und mir eine Kreditaufnahme erspart.“
Die lokale Bevölkerung ist unendlich dankbar für unsere Geste, die es ihr ermöglicht hat, aus einer schwierigen Situation einen Ausweg zu finden. Die Aussage des Dorfchefs von Torodo ist bezeichnend: „In einer scheinbar ausweglosen Situation habt ihr uns diese Portionen unter Beibehaltung unserer Würde verteilt. Dies ist eine unvergessliche Geste.“
An 123 Haushalte verteilte Lebensmittel-Kit:
- 50 kg Reis, insgesamt 6 t
- 5 l Öl, insgesamt 600 l
- 5 kg Zucker, insgesamt 600 kg
Xavier Mühlethaler
Übersetzt von Fredi Widmann