Myanmar - Willkommen bei den Thado — eine vergessene Minderheit. Unterstützung ist dringend nötig.
Dichter Nebel hüllt das auf einem 1280 m ü. M. hohen Gebirgskamm gelegene Dorf Hangken ein. Es nieselt: richtiges Schmuddelwetter. Die Schülerinnen und Schüler machen sich zaghaft auf den Weg in die Schule. In unseren Augen ist es eher ein Tag, um Zuhause zu bleiben.
Drei Gebäude zeichnen sich in der Ferne ab. Die Kinder trudeln tröpfchenweise und völlig durchgefroren ein. Die Mehrheit von ihnen begibt sich zum Fachwerkhaus mit den vier Klassenzimmern. Durch bewegliche Trennwände lassen sich acht daraus machen. Es ist das einzige Schulgebäude. Was den Rest angeht, schlägt man sich irgendwie durch – und das seit 1954! Es gibt nicht genug Platz, um alle Schülerinnen und Schüler aufzunehmen. In dieser Kulisse, die eines Fantasy-Films würdig wäre, lösen sich etwa dreissig kleine Trolle aus der Gruppe und begeben sich zum stillgelegten Gesundheitszentrum. Die Kinder aus dem Kindergarten und jene aus der zweiten Primar werden dort unterrichtet. Dieses Holzgebäude ist in extrem baufälligem Zustand und nicht dazu geeignet, Kinder zu beherbergen. Dasselbe trifft auf den Bambusunterstand zu, wo die Kinder der neunten und zehnten Klassen Unterricht haben. Die trostlose Atmosphäre spricht Bände über die Situation der Schule.
Ein Dorf mit Schlüsselfunktion
Hangken ist der Hauptort der Region. Seine 500 Einwohner gehören zu den Thado, einer ethnischen Gruppe bestehend aus circa 200 000 Personen, die genau an der Grenze zwischen Myanmar und Indien lebt. Sie sprechen ihre eigene Sprache. Einige SchülerInnen kommen auch aus den angrenzenden Weilern Haihit und Sebaw. Die Einwohner leben ausschliesslich von der Landwirtschaft und sind komplett autark. Sie bauen Mais und andere Getreidesorten an. Das Dorf ist darüber hinaus regelmässig vom Rest der Welt abgeschnitten.
Unter diesen Umständen ist es äusserst wichtig, dass das Dorf über eine gute Schulinfrastruktur verfügt. Nach einem Austausch mit den lokalen Verantwortlichen und dem Departement für Bildung haben die Einwohner und unser Koordinationsteam beschlossen, ein Gebäude mit sieben Klassenzimmern zu errichten. Dort können in Zukunft die Stufen mit den meisten Schülerinnen und Schülern ihren Unterricht besuchen. Die anderen Stunden werden weiterhin im Fachwerkhaus mit den vier Klassenzimmern stattfinden. So kann gewährleistet werden, dass alle Schülerinnen und Schüler den Unterricht unter günstigen Voraussetzungen besuchen können.
Wie zur Bestätigung unserer Entscheidung lichtete sich der Nebel und ein paar Sonnenstrahlen kamen zum Vorschein. Ein Hoffnungsschimmer?
Xavier Mühlethaler
Übersetzt von Sonja Tschannen