Guinea - Unser Koordinationsteam hat in der Unterpräfektur Bangouya eine Studie zum Bildungswesen durchgeführt. Die Situation ist alarmierend.
Die Nettoquote des Schulbesuchs in Guinea liegt laut offiziellen Statistiken bei 64 % mit grossen Unterschieden zwischen städtischen (89 %) und ländlichen Gebieten (51 %). Wie ist die Situation in Bangouya? Zwei Soziologen und ihre zwei Assistenten haben während einem Monat das Bildungswesen in der Unterpräfektur Bangouya mit über 100 000 Bewohnern durchleuchtet. Erstmals wurde eine quantitative Analyse (die Auswertung der Schülerzahl von 41 Schulen der Unterpräfektur) mit einer qualitativen (mittels 56 persönlichen Interviews mit Lehrpersonen und zehn Gemeinschaftsgruppen auf Schulniveau) verbunden, um die Zufriedenheit der Lehrpersonen mit ihren Arbeitsbedingungen zu sondieren.
In den 41 Schulen der Unterpräfektur werden 4341 SchülerInnen von 108 Lehrpersonen betreut, was einem Verhältnis von 1 Lehrperson auf 40 SchülerInnen entspricht. Aufgrund der regionalen Angaben, wird das Potenzial der Schüler, die das Alter für den Eintritt in die Primar- und Sekundarschule aufweisen, auf ungefähr 40 000 geschätzt. Anders gesagt, die Einschulungsquote der Unterpräfektur Bangouya liegt bei 10 %!
Die Realität nimmt noch dunklere Züge an, wenn man feststellt, dass von den bestehenden 41 Schulinfrastrukturen nur 9 die Standards einhalten, und dass die übrigen, d.h. 78 %, in schlechtem Zustand sind. Das ist die direkte Folge der Zuteilung der Gelder durch den Staat im Schulwesen: 90 % gehen an die Gehälter und das Funktionieren der bestehenden Strukturen und nur 10 % werden für Investitionen eingesetzt.
Diese prekären Arbeitsbedingungen und das schwierige Landleben spiegeln sich auch in den Fragebögen der Lehrkräfte wieder. Über 60 % sind mit den Arbeitsbedingungen unzufrieden und 30 % möchten glattweg den Beruf wechseln. Hinzu kommt Folgendes: kaum Möglichkeiten zur Weiterbildung, das Fehlen von Schulbüchern und die Grenzen der nationalen Bildungspolitik in Bezug auf das Personalmanagement. 20 % der Lehrkräfte haben keine adäquate Ausbildung.
Diese Analyse wurde im Vorfeld durchgeführt, um die Sachdienlichkeit einer eventuellen Unterstützung zu ermitteln und ermöglichte es, Licht ins Dunkle zu bringen. Angesichts dieses Ausmasses haben wir beschlossen, die Ausarbeitung eines mehrjährigen Programms in Angriff zu nehmen, um diese Herausforderungen anzugehen. Eine Herkulesarbeit liegt vor uns. Eine Angelegenheit, die in einer der nächsten Ausgaben unserer Zeitschrift weiterverfolgt wird.
Übersetzt von Britta Buxmann