Guinea Conakry - Wasserschleppen: eine anstrengende Aufgabe für die BewohnerInnen des Dorfes Mambyia. Rückblick auf einen historischen Tag, der ihr Leben nachhaltig verändert hat.
Unvergessen bleibt mir dieser unglaubliche Moment, an dem die Frauen des Dorfes Mambyia das fliessende Wasser entdeckten. Als ich im Dorf zu Besuch weilte, waren die Arbeiten zur Installation des Wasserversorgungssystems beinahe abgeschlossen. So konnte ich die Gelegenheit nutzen, die Einrichtung einzuweihen. Im Beisein sämtlicher DorfbewohnerInnen, die sich in der Nähe der drei Zapfsäulen versammelt hatten und gespannt die beiden Wasserhähne beobachteten, öffneten wir das Ventil am Wasserreservoir. Es herrschte Totenstille. Die Spannung erreichte ihren Höhepunkt, als Geräusche in den Rohren zu vernehmen waren. Dann endlich sprudelte das Wasser heraus und die Spannung löste sich. Auf einen Schlag wurden sämtliche Emotionen freigesetzt: Freudenschreie, Gesang und sogar Freudentränen waren zu sehen. Die Zurückhaltung war verflogen, das Wasser spritzte in alle Richtungen. Die Anwesenden mussten das Wasser berühren, um sich zu vergewissern, dass sie nicht träumten. Und tatsächlich: Der Traum hatte sich verwirklicht.
Die Einrichtung für die Wasserversorgung hat die 700 EinwohnerInnen, die zuvor noch ohne fliessendes Wasser gelebt hatten, in ein neues Zeitalter katapultiert. Das Dorf ist nur während der Trockenperiode erreichbar, und auch dann nur über eine steinige Piste, die die Fahrzeuge arg strapaziert.
Man glaubt sich in einer anderen Welt, wenn nicht gar auf einem anderen Planeten. Man kann sich die Lage des Dorfes kaum vorstellen, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat.
Das Dorf Mambyia schmiegt sich an die Hänge eines Berges, der von einem Wald bedeckt ist, der mehrere imposante Exemplare von Bäumen umfasst, von denen einige eine Höhe von etwa 30 Metern erreichen. Es ist unter diesem grünen Vordach, dass sich die Bewohner auf steilen Pfaden zur Quelle begeben müssen, daher der Ausdruck „Aufstieg zum Fluss“. Ich hatte den Weg zurückgelegt, um mir ein klares Bild der Situation zu machen und kann mir nur schwer vorstellen, wie es möglich ist, mit einem gefüllten Wasserkübel in diesem zerklüfteten Gelände herum zu kraxeln. Beim Abstieg stürzten tatsächlich einige meiner Begleiter. Um den enormen Zeitaufwand und die Risiken dieses anstrengenden Wassertragens zu vermindern, hatten wir uns entschlossen, die Umsetzung dieser Wasserversorgung zu unterstützen.
Als sich die Aufregung gelegt hatte, ergriff der Stammesführer das Wort, um sich bei uns zu bedanken. Selbst er wurde während seiner Rede von Emotionen überwältigt, was für eine Person in seiner Position sehr ungewöhnlich ist. Es zeigt, dass dieses Projekt viel wertvoller ist, als wir uns vorstellen können.
Xavier Mühlethaler
Übersetzt von Denise Hinderling