Das Jahr 2020 ist in das kollektive Bewusstsein gemeisselt. Die Coronakrise hat tiefe Spuren hinterlassen und veranlasste verschiedene Hilfsorganisationen dazu, ihre Tätigkeit auf den Kampf gegen das Coronavirus zu fokussieren und bedeutende Sammelaktionen zu organisieren. Bei Nouvelle Planète widerstanden wir dieser Versuchung und beschlossen, unserem Leitprinzip treu zu bleiben. Mit unseren Hilfsprojekten verfolgen wir ohnehin das Ziel, die Bevölkerungen krisenfester zu machen.
Es besteht die Gefahr einer „Covidisierung“, bei der alles andere dem Kampf gegen das Virus untergeordnet wird, so auch die täglichen und systemischen Probleme, die möglicherweise destruktiver sind. In den oft informellen Subsistenzwirtschaften sind die Sorgen der Bevölkerungen ganz anders geartet als bei uns. Es ist daher unmöglich, einen Lockdown wie in Europa zu verordnen. Eine gute Gesundheitsversorgung ist aber ebenfalls von grösster Bedeutung.
Selbstverständlich haben wir die Hygienemassnahmen und die nationalen Beschränkungen eingehalten. In Benin, Senegal und Guinea führen wir seit Beginn der Pandemie Schulungen zur Hygiene und zum Händewaschen durch und verteilten Masken. Dem Mitläufertum widerstehen heisst nicht, die Realität von Covid-19 verneinen.
Es scheint uns aber wichtig, eine kritische Distanz zu wahren.
2021 steht im Zeichen der Ungewissheit. Die von uns unterstützten verletzlichen Bevölkerungsgruppen sind den Auswirkungen der Coronakrise besonders stark ausgesetzt. Die Schwankungen der Rohstoffpreise treffen sie direkt. Die Unterernährungsraten in Senegal sind alarmierend, denn die LandwirtInnen konnten ihre Ernten nicht ganz verkaufen: eine Katastrophe, zumal der Staat nicht über die finanziellen Mittel verfügt, um die Bevölkerung zu unterstützen. Unsere Projekte, die Einkommen generieren und die Ernährungssicherheit erhöhen, sind in diesem Kontext besonders nützlich. Übrigens konnte unser Koordinationsteam die Projekte dank einer angemessenen Organisation fast normal umsetzen und so einen Beitrag zur Eindämmung der wirtschaftlichen Auswirkungen leisten.
Die langfristige Entwicklung bleibt unser grösstes Anliegen. Unsere Projekte setzen bei strukturellen Problemen an, die sich infolge der Krise verschlimmert haben. Wir bleiben kohärent und unseren Grundsätzen treu. In dieser ungewissen Zeit danken wir Ihnen für Ihre Unterstützung.
R. Twerenbold et X. Mühlethaler
Übersetzt von Marina Bentele